Montag, 6. November 2017

Stürmchen

Marie war großartig! Außer dem gemütlichen Zusammensein am Abend, gab es auch ein Frühstück mit Familienanschluss. Der einzige aktuelle Gast, ein Student, kam nur ganz kurz vor meiner Abfahrt dazu. Ich konnte frühstücken, was ich wollte, vor allem einen riesigen Hafen warmen Kakao. Vermutlich ist der heute nötig, denn die Lisl ist eingeschneit und tief vereist. Den angefrorenen Schnee kann ich mit den Händen gar nicht entfernen, die gestern noch nassen Lenkerstulpen sind steif gefroren wie eine Rüstung. Choke- und Gaszüge sind eingefroren - sowas habe ich ja noch nie erlebt! Immerhin springt meine tapfere Lisl gleich an, obwohl die Ladespannung ja häufig unter 12 Volt liegt (Ursache immer noch unbekannt). Während ich Eis kratze, darf sie sich aufwärmen.
Zum Glück scheint die Straße frei zu sein, aber ich taste mich dennoch im Schritttempo die Straße hinunter - vorsichtshalber. Man kann ja nie wissen, ob die Nässe nicht irgendwo gefroren ist.

Bei minus 3 Grad starte ich morgens um 9 Uhr, bereits vor 10 Uhr hat es im Tal aber  schon kuschelige 8 Grad. Die werden mich den ganzen Tag begleiten. Zwischen den Bergen und dem Rhonetal schlängeln sich die Sträßchen dahin. In den Bergen hängen schwarze Regen- oder Schneewolken und verscheuchen alle Gedanken an Bergfahrten. Ok, ich werde Euch fern bleiben... Westlich von mir scheint die Sonne, wir halten uns ziemlich genau an der Wetter- und Berg-Tal-Grenze auf. Herbstlich bunte Wälder, gelegentlich wilde Bachläufe und schroffe Felsen erfreuen mich. In einer besonders krassen, senkrechten Felswand scheinen sogar Klöster reingehauen zu sein -gelegentlich sehen die Höhlenlöcher schön halbrund aus. An einer Stelle ist eine Höhle sogar zugemauert und mit einem kreuzartigen Fenster versehen.
Eine Weile lang folgen wir der Rhone. Es herrscht starker Nord-, also Rückenwind. Das Wasser der Rhone hat sogar Schaumkrönchen auf den Wellen - fast wie am Meer!

Bekannte und berühmte Namen von Städten, Landschaften und Schlössern gibt es zu Hauf. In der Provence kommen wir zufällig am Chateuneuf du pape vorbei. Es ist eine Ruine, die man sich anschauen kann. Könnte, wenn einen der Wind ließe. Der hat sich hier oben zu einem richtigen Sturm aufgebauscht. Ich hoffe, die Lisl kann ihm auf dem Seitenständer trotzen? Ich selbst habe jedenfalls große Probleme, meinen Weg geradeaus gehen zu können.

Mein heutiges Planziel in der Camargue scheint bis 17 Uhr erreichbar zu sein, aber ich sollte doch vielleicht besser mal schauen, ob es dort überhaupt ein Bett gibt? Einen Platz, um im internet zu recherchieren finde ich allerdings erst in Avignon in einem Supermarkt, wo ich mich auch mit Käse, Trauben und Baguette eindecke. Gut, dass ich geschaut habe - am Ziel scheint es weit und breit keine Übernachtungsmöglichkeit zu geben. Es wird immer später und draußen ist es schon dunkel, darum entschließe ich mich, hier ein Hotel zu nehmen. für 33 € bekomme ich ein 3-Bettzimmer für mich alleine - irgendwo an einer Straße im "Vergnügungsviertel" - d.h, gegenüber gibt es einige Spielcasinos. Aber nicht die von der edlen Sorte, sondern die im Industriegebiet. Egal - trocken und warm, drinnen sturmfrei und Dusche. Was will man mehr?
Ach ja, vielleicht eine neue Glühbirne? Mein Abblendlicht scheint defekt zu sein - natürlich gerade dann, wenn ich ausnahmsweise mal keine Ersatzlampe dabei habe.

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